08.11.2017

Referat „Kirche als Zeuge“ Florian Stocker

15. Württembergische Evangelische Landessynode
„Kirche – mehr als Gebäude. Verkündigung durch Raum, Bild und Wort“ 
Schwerpunkttag der Württembergischen Evangelischen Landessynode
3.7.2015 Stuttgart, Hospitalhof
http://www.elk-wue.de/landeskirche/landessynode/sommertagung-2015/
09:15 Uhr Referat „Warum wir Kirchen brauchen“ Prof. Dr. Thomas Erne
11:30 Uhr Referat „Zwischen Abgrund, Abendmahl und Absolution – Das Evangelium in der Medienwelt“ Oberkirchenrat Markus Bräuer, Medienbeauftragter der EKD
18:30 Uhr Referat „Kirche als Zeuge“ Florian Stocker, Freier Architekt BDA
Begegnung der Landessynode mit Künstlern und Architekten

15. Landessynode der evangelischen Kirche Württemberg
„Kirche- mehr als Gebäude. Verkündigung durch Raum, Bild und Wort“

Kurzfassung Vortrag Florian Stocker:
Kirche als Zeuge

Ein Kirchengebäude ist ein sprechender Zeuge.

Rom, Santo Stefano Rotondo frühchristlicher Rundbau, Stille mitten in Rom -
Nordelbien, Keithum, Sylt, St. Severin, ältester protestantischer Kirchenbau Schleswig Holsteins, Kerzen im dunklen Turm beim Eingang, Wale als Türgriffe -
Stuttgart, Schlosskirche im Alten Schloss, einer der ältesten reformierten Kirchenräume in Deutschland, klarer Aufbau, Circumstanz der Gemeinde -

Was an Unterschieden bei einer großen Rundreise leicht auffällt, findet im gleichen Maß in den benachbarten Kirchengemeinden Württembergs statt. Jede Kirche ist sprechender Zeuge.

Kirche als Zeuge

- Sie zeugt vom Stemmen gegen die Schwerkraft, ein Schutzraum zwischen Himmel und Erde wird aufgespannt, der architektonische Raum (siehe Dom Hans van der Laan)
- Sie zeugt von der gelebten Liturgie als einer Stein gewordenen Choreografie.
- Sie zeugt vom Willen der Kirchengemeinde.

Das Gebäude spricht und bezieht Stellung im Gewebe von kultureller und natürlicher Landschaft. An den Bruchlinien der Baugefüges werden Aufgaben und Notwendigkeiten sichtbar. Durch behutsame und konzentrierte Betrachtung gewinnt das Gebäude Gestalt. Im Gegensatz zu unseren privaten Rückzugsräumen zeugen Kirchen über Jahrzehnte, Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende, ein paradoxe Siftshütte unserer flüchtigen Existenz.

Kirchenbauten prägen meine innere Landschaft bleibend, sie wurzeln in mir.

Gleichgewicht

Je länger man auf eine Gebäude schaut, die Bildwerke und Grundrisse liest, desto mehr erkennt man das Gleichgewicht und oder Ungleichgewicht des Gebäudes. Es gewinnt Gestalt, Respekt, Behutsamkeit und Konzentration sind immer notwendig, um es zu erhalten, damit es ein starker Zeuge des Schutzes, der Liturgie und des Willens der Kirchengemeinde sein kann. Beim Unterhalt und Bau von Kirchen wird man mit Macht auf die Zeitlichkeit und Vorläufigkeit des Bauens hingewiesen. Schimmel in der Orgel, fehlende technische Einrichtungen,verstummende Lichtquellen, Brüche, Setzungen, der Regen will eindringen. Aber Brüche im Gefüge bezeugen den aussagekräftigen Geschichte des Gebäudes.

Bauen als Eschatologischer Vorbehalt

Der Eschatologische Vorbehalt , das „schon jetzt - noch nicht“ ist eine dem Bauen immanente Kraft, die Joseph Eichendorf verdichtete im Gedicht der Umkehrende.

...
Du bist‘s, der, was wir bauen,
Mild über uns zerbricht,
Daß wir den Himmel schauen -
Darum so klag ich nicht.
...

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