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Frage des Monats 2014 I / Question of the Month 2014 I

Erinnerungsgemeinschaft / community of memory

Wird Architektur Teil der kollektiven Erinnerung?
Does architecture become part of the collective memory?

Dedicated to Aldo Rossi who never had met Göbekli Tepe.
Aldo Rossi gewidmet, der Göbekli Tepe nicht kennenlernte.

« Reise / Travel 15.10.2014 Frieden - Peace »

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Antwort / Answer

Kommentar von Aldo Nolli |

Architektur als Teil der kollektiven Erinnerung ist bei Aldo Rossi bezogen auf die Stadt als Architektur. Und es ist eine der wichtigsten Passagen aus seinem fundamentalen Werk "Die Architektur der Stadt".
Diese Passage ist dann auch fester Bestandteil meiner Vorlesungen und des aktuellen Vortrages. Es hat mich sehr gefreut in Venedig bei den Marathon Gesprächen von H.U. Obrist Jaques Herzog zu hören, wie stark auch er heute noch in Aldo Rossi ein Vorbild sieht.
Und das erkennen der Stadt als Architektur, und damit als Teil der kollektiven Erinnerung ist eine Erkenntnis die Welten öffnet.

Kommentar von Jens Wodzak |

Hallo Florian,

Wird Architektur Teil der kollektiven Erinnerung?

Meine Antwort:
Natürlich nur dann, wenn Sie ( die Architektur ) öffentlich zugänglich ist oder wird.

Oder Anders ausgedrückt: Ob Industrieruinen im Ruhrgebiet, Schlösser oder Bunkeranlagen.

Architektur offen für einen bestimmten Personenkreis wird für diesen Personenkreis zur kollektiven räumlichen Erinnerung, da bin ich ganz sicher.

Eine Öffnung von diesen sog. ``halböffentlichen`` Räumen z.B. an das Kollektiv eines Volkes oder gar der Weltöffentlichkeit kann u.U. nicht nur kollektive Erinnerung wachrütteln sondern auch die Gegenwart durch Bewusstwerdung von Raum und Dimension stark beeinflussen.

So kann lang verschlossene Architektur auf einmal zur ``öffentlichen Erinnerungsmarke``mutieren.
Der Begriff des kulturellen Erbes, des nationalen Landmarks oder der Cultural Heritage kennzeichnet ja das Feld und den Umfang dieser Bemühungen um die Eröffnung einer Auseinandersetzung um kollektive Erinnerung und Raum .... Wem gehört welche Erinnerung an welchen Raum ?! wäre meine Gegen- oder Ergänzungsfrage.

Mit kollegialem Gruß, Jens

Kommentar von Frank Werner |

Architektur ist ohne Erinnerung überhaupt nicht denkbar. Vergegenwärtigung (Geistesgegenwart) ist ohne Erinnerung gar nicht möglich. Allerdings nehmen die Strategien des Vergessens immer mehr zu. Vergessen durch Ausblenden, Zerstreuen, Unschärfe herstellen. Formale Strategien des Erinnerns, wie sie die vulgäre Variante der postmodernen Architektur gepflegt hat haben dem Vergessen sogar Vorschub gegeben. Autistische bis demente Architekturen waren die Folge. Es gibt jedoch Strömungen und Protagonisten, die Hoffnung machen.

Kommentar von Ante Ljubas |

Spuren als Sinnbild morphologischen Geschehens bleiben immer. Kulturelles Erbe scheint sich dabei tendentiell auf das Greifbare zu reduzieren. Daran ändern auch mehr oder minder in Nachordnung mutierende Strategien nichts. Ich denke über den Begriff des kulturellen Erbes nach und frage mich, ob dieser sich jemals leichteren Herzens in den Köpfen der Menschen etabliert als durch professionelle Instruktion?

Kommentar von Christian Huss |

Sehr geehrter, lieber Herr Stocker,

das hängt vom Kollektiv ab. Vergleiche Asterix und die Trabantenstadt.

Mit sich in Erinnerung bringenden Grüßen aus einer Hundertwasserstadt.

Christian Huss

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