
2013 - I
Fokus - Licht / focus - light
Was sieht das innere Auge, wenn Architektur im Nebel eingebettet wird?
What does the inner eye see when architecture is embedded in fog?
Hermann Hesse gewidmet
Dedicated to Hermann Hesse
Antwort / Answer
Kommentar von Be. G. Pfister |
'Eine Hülle auf der Flucht !'
Kommentar von Florian Stocker |
Herman Hesse:
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Kommentar von Silvia Fohrer |
Stufen, von Hermann Hesse
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Kommentar von Marietta Andreas |
Im Nebel, der vieles verborgen hält, wird es eine Traumvision sein. Er ist eine ästhetische Verschleierung, die unseren Gedanken die Möglichkeit gibt, frei zu schweifen. Im allerersten Moment kam mir der Gedanke: Die Architektur, die man am meisten liebt - denn dem inneren Auge wird diese zuerst als die favorisierte erscheinen. John Pawson. Dann fiel mir ein Bild ein: Die neueröffnete Dependance des Louvre in Lens - mehr eine optische Verbindung. Der Nebel: Freiheit für das innere Auge und die Freiheit, die Architektur einzubetten, die man sich erträumt.
Kommentar von Robert Thomsen |
Lieber Herr Stocker,
der Versuch einer Antwort in einer diffusen Wolke die einen erkalten läßt. Als Wanderer durch die äßere Welt sieht meine innere einen schützenden behaglichen Innenraum. Ob dieser Innenraum schon Architektur ist weiß die Seele noch nicht, denn das Aussen ist zu unklar, unscharf. Die Umrisse der äußeren Kanten zerschneiden die Wassertropfen im Nebel,nur bluten will das Haus nicht, rot werden als Bedeutung seiner inneren Wärme. So schiebt sich der Fokus des Auges näher an das Äussere, die kalte weiße Fassade an der die Wassertropfen in kleine Rinnsaalen zu Boden kriechen um in ihm zu versickern. Der Nebel dringt ein in den Boden um das Schauspiel zu wierdholen, dann wenn die Wetterlage es zuläßt. Das Äussere dominiert das Innere, dem Inneren der Architektur wohnt nur ein Hauch von wärme inne, hinfortgetragen von der weichen naßen Wolke Nebel.
Grüße
Robert Thomsen
Kommentar von Masumi Mizoguchi |
Isn't fog meteorological architecture?
Kommentar von Christian Huss |
Lieber Herr Stocker,Unabhängig dem Gewidmeten: Tauwasserausfall!
Hermann Hesse betreffend: Unterm Rad, Herbstnebel: in und um Maulbronn!
Mit Grüßen aus Plochingen am Neckarstrand (Karl May)
Kommentar von Dick van Berkum |
Not an answer, but a really foggy and mystery association told me to post it here.....
Kommentar von Trent Bromley |
Masumi, you're on to something ~ this thought brings to mind Cloudscape @ the Venice Biennale. http://www.youtube.com/watch?v=ql_z2lr1wKU
Kommentar von Johna949 |
Very informative article post.Really looking forward to read more. Fantastic. kkbgcfdfcgce
Kommentar von Christian Holl |
Sehr geehrter Herr Stocker,
anbei ein Versuch einer Antwort auf ihre Frage des Monats 1-2013
Was sieht das innere Auge, wenn Architektur in Nebel eingebettet wird?
Möglicherweise das gleiche wie ohne Nebel, je nachdem, was man unter einem inneren Auge versteht. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Frage dann produktiv für den Diskurs ist, wenn man unter dem inneren Auge die Perspektive versteht, mit der sich die wahrnehmenden Person zugesteht, Architektur im Zusammenhang der eigenen Persönlichkeit, der eigenen Biografie, der eigenen Vorlieben, Wünsche, Begierde usf. zu sehen. Es wäre eine Form der subjektiven Sichtweise auf Architektur, die der objektiven gegenübersteht. Die objektive Perspektive bemühte sich entsprechend darum, Architektur als etwas wahrzunehmen, was von der subjektiven Perspektive soweit wie möglich abstrahiert, und das, was damit erfassbar ist übertragbar zu machen, gültig sein zu lassen unabhängig von einer zufälligen Perspektive. In seinem Extrem wäre es das, was Thomas Nagel den „Blick von Nirgendwo“ genannt hat.
Insofern ist dann der Nebel ein Katalysator, nicht nur festzustellen, dass die Erscheinung von Architektur und damit auch unser Verhältnis zu ihr sich wandelt, sondern auch, sich die Subjektivität des Umgangs mit Architektur überhaupt erst bewusst zu gönnen und zu erkennen, dass diese Subjektivität nicht ersetzt werden kann, dass der Verzicht auf die subjektive Perspektive im Umgang und in der Bewertung von Architektur nur zur Folge hat, dass wir nicht alles erfassen, was an ihr wahrnehmbar wäre.
Mit den besten Grüßen
Christian Holl