Frage des Monats 2015 II / Question of the Month 2015 II

Kitsch / kitsch

If Beauty is the glow of truth, whose glow is that of Kitsch?

Wenn das Schöne der Glanz des Wahren ist, wessen Glanz ist dann der Kitsch?

Aurelius Augustinus gewidmet.
Dedicated to Aurelius Augustinus.

« 5.1.2015 Text - text 13.6.16 Oberfläche versus Volumen »

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Antwort / Answer

Kommentar von Christian Holl |

Vielleicht ist der Glanz des Kitsches der Abglanz der Erkenntnis, dass es die Wahrheit, von der behauptet wird, sie äußere sich als Abglanz im Schönen, nicht gibt. Oder es zumindest für uns sinnlos ist, zu behaupten, dass es eine solche "Wahrheit da draußen" ("a truth out there" – Richard Rorty) gebe. Der Abglanz des Kitsches wäre dann vielleicht der Abglanz einer im Sinne Rortys ironistischen Theorie, deren Problem es ist, Autorität zu überwinden, "ohne für sich selbst Autorität zu beanspruchen."
Quelle der Zitate: Richard Rorty, Kontingenz, Ironie und Solidarität. Frankfurt 1989

Kommentar von Ulrich Weiler |

Kitsch glänzt nicht - er "glänzt" allenfals. Als "Abglanz" des Abfalls. Des Abfallens nicht nur von der Wahrheit, auch vom Weg, vom Leben.

Kommentar von John DeFazio |

"Perhaps the splendor of the kitsch of the reflection of the realization that the truth of which is claimed, it is expressed as a reflection in the beautiful, is not. Or at least it is for us no sense to claim that there is such a "truth out there" ("a truth out there" - Richard Rorty) give. The reflection of kitsch might then be the reflection of a in the sense of Rorty's ironist theory, the problem is to overcome authority "without claiming authority for themselves."
Source of Quotes: Richard Rorty, Contingency, Irony, and Solidarity. Frankfurt 1989" -- Translation of Christian Holl's posting above

Kommentar von Bart Lootsma |

More truth than one can bear.

Kommentar von Ante Ljubas |

Kitsch claims what has been in a way that truth becomes an disposable icon as it seeks identity with traces of revelated and comforting truths. A warming glance in the back mirror while the truth lies ahead... revelating

Kommentar von Cordula Vielhauer |

Wenn man Kitsch im ästhetischen Sinne als naive Vereinfachung von Schönheit versteht (Schönheit auf Kindchenschema-Niveau), müsste man analog nach dem Pendant naiv vereinfachender Wahrheit suchen, die man im Klischee fände. Kitsch wäre demnach der Glanz des Klischees.

If Kitsch is naïve simplification of beauty, naïve simplification of truth would be the cliché. Kitsch would therefore be the glow of cliché.

Kommentar von Ante Ljubas |

Interessant... Kitsch quasi als Runenschrift auf die manch Glatze ganz naturgebunden reagiert... herrlich

Kommentar von upw nagel |

Augustinus stellt einen für den Betrachter befriedigenden Zusammenhang (lat. splendor - Pracht, Bedeutung, Würde!) zwischen visueller Wahrnehmung und ethischem Inhalt her. Voraussetzung für diese Befriedigung jedoch ist "Ethos", d.h. die innere sittliche Haltung des Betrachters. Demnach ist die Frage mit der Frage zu beantworten: In welcher Art besitzt Kitsch für den Fragenden Glanz?
"Der Aquinate, antwortete Stephen, sagt Pulcra sunt que visa placent. - Das Feuer vor uns, sagte der Dekan, wird dem Auge wohlgefällig sein. Wird es darum aber auch schön sein? - Sofern es vom Gesichtsinn wahrgenommen wird, der hier meines Erachtens ästehtische Intellektion bedeutet, wird es schön sein. Doch der Aquinate sagt auch Bonum est in quod tendit appetitus. Sofern es das animalische Bedürfnis nach Wärme befriedigt, ist Feuer ein Gutes. In der Hölle aber ist es ein Übel." (zit. James Joyce, A Portrait of the Artist as a Young Man)

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